Ich sth‘ am Ufer.
Wellen vor mir, Sand unter mir, Düne hinter mir.
Der wind pfeift mir um die Ohren. Wolken sammeln sich überm Meer. Kein Regen aber ein wenig düster.
Ich stelle den Kragen auf. Vergrabe meine Hände in den Taschen. Schaue den Wellen zu, wie sie sich türmen und dann brechen und dann schließlich knapp vor meinen Füßen verebben.
Ich war schon lang nicht mehr hier.
Hab lang icht mehr hinaus geblickt. War lange weg und eingesperrt. Ohne Weg hinaus; ohne Weg vor Augen. Ohne Idee.
Die Wellen schwemme worte an. Gedanken. Gefühle. Und mehr. Viel mehr.
Zerzaustes Haar. Kalte Ohren. Eine Gänsehaut und ein Frösteln. Und noch mehr Wolken.
Ich war lang nicht mehr hier. Vor der offenen See; von Wind umweht, der den Salzgeruch mit sich bringt und Worte verstummen lässt, wie er sie verstärken kann.
Aber ich kenne dieses Ufer. Kenne den Sand unter meinen Füßen, wie er zwischen meinen Zehen liegt und das noch für ein paar Tage; auch, wenn ich nicht mehr hier sein werde.
Ich kenne jedes Sandkorn, jeden Geruch, jede Windböhe beim Namen. Jedes Wort, das mit den Wellen kommt, jeden Ton, den die auf- und abbrausenden Böe von sich geben. Jedes Lied, das dabei spielt, jeden Gedanken, der dabei vergeht, jede Träne, die Fall oder nie hätte fallen sollen, jeden Sonnenstrahl, der aufmunternd und mutig durch die Wolkendecke bricht, deden Regentropfen auf meinen Unterarmen, jedes Stück Treibgut und seine Erinnerungen, jedes Grasbüschel, das die Dünen hält und jede Möwe, die ihr Klagelied schreit, das mich fühlen lässt, dass ich zu Hause bin.
Ich hebe die Füße.
Merke, wie die Wellen schon bis zu meinen Knöcheln kommen. Merke den Sog der Flut.
Hebe erst den einen Fuß. Dann den anderen. Merke, wie schwer es fällt, ihn aus dem nassen, salzgetränkten Sand zu ziehen.
Dann den anderen. Dann wieder den ersten. Und so weiter.
Langsam gehe ich rückwärts. Trete auf die Dünen, die ich so gut kenne. Spüre das Gras an meinen Fußsohlen, Fragen ich alle kenne.
Ich bin hier nur ein weiteres Sandkorn. Eines von Milliarden.
Auf.
Auf zu neuen Ufern.
Ehe es zu spät ist.
Blick auf Meer
