Im August 2017 befand ich mich in einer kreativen Krise. Ich hatte das Gefühl, mich fotografisch nicht mehr weiter zu entwickeln. Ich wusste, das es bei meinem Können und meinen Bildern noch sehr viel Luft nach oben gab aber ich hatte keine Ahnung, wie ich dort hin kommen sollte.
Ich steckte fest. Jedes Bild erschien mir langweilig und vor allem im Vergleich (kein Künstler sollte sich übrigens je mit anderen vergleichen!) hatte ich oft das Gefühl, dass ich zwar Potenzial habe aber es einfach nie ausschöpfen kann, weil ich mich durchgängig auf demselben Level bewegte.
Über so etwas denkt man als Schaffender nach. Sehr viel. Denn es belastet einen, seiner Leidenschaft zwar nachzugehen, aber damit nicht zufrieden zu sein.
Mir fiel ein, dass ich einmal irgendwo gelesen hatte, dass Grenzen und Einschränkungen die Kreativität fördern können.
Schließe Dich zum Beispiel im Bad ein und fotografiere eine halbe Stunde lang nur runde Dinge. Gib Dir das Ziel von 75 Bildern und Du wirst sehen, wie viele runde Dinge Du plötzlich entdeckst, die Du noch nie bewusst wahrgenommen habst.

Ich entschied mich also für eine (für mich) radikale Einschränkung: Ich würde fortan nur noch in Schwarz-weiß (SW) fotografieren.
Mehr als ein Jahr ist nun vergangen. Ich habe ein paar Shootings gemacht. Es hätten mehr ein können aber ich bin froh, dass es überhaupt welche wurden. Bei meinem Job sind Zeit und Planung kritische Faktoren.
Die Einschränkung zu SW war die beste fotografische Entscheidung, die ich seit 10 Jahren getroffen hatte.
Erst, wenn man sich eingehen damit auseinander setzt, erkennt man, dass SW nicht gleich SW ist.
Es gibt den Spruch unter Fotografen „Ist das Bild Scheiß, mach ich’s Schwarz-weiß!“. Das kommt aus der Angewohnheit zumeist neuer Fotografen, eher mittelmäßige Bilder einfach zu entsättigen und sie dann als Kunst hinzustellen. „Artsy-fartsy“ Stuff, der generischer nicht sein kann. SW versteckt und übertüncht viel. Das ist praktisch. SW gilt als Kunst, denn es ist ja total Retro. Und Retro ist auch in.

Natürlich wollte ich das verhindern. SW ist nicht einfach, die Sättigung zu verringern, denn man fotografiert in Schwarz und Weiß – nicht in grau. SW ist die Beschäftigung mit der Schwarzweiß-Mischung der Farben. mit Luminanz, mit der Gradationskurve und mit Kontrasten. Mit Lichtern, Schatten, Höhen und Tiefen. Also mit alldem, womit sich Fotografen auch in Farbfotografie beschäftigen müssen. SW macht nichts einfacher. Nicht, wenn man es richtig macht. Aber SW erzeugt etwas anderes, als Farbe. SW nimmt eine Information aus dem Bild, nämlich die Farbe. Und dieses Fehlen der Information muss natürlich irgendwie kompensiert werden. Durch Impression, durch Bildausschnitt, durch Bearbeitung – suche dir was aus.
Ich liebe Schwarz-Weiß. Es hat mir die Tür zu völlig neuen Welten und Denkweisen eröffnet. Es hat mir geholfen, einen neuen Weg zu finden und zu gehen, Blickwinkel zu ändern und umzudenken. Ich habe angefangen, wie meiner alte EXA 1c auszupacken und SW auch in analog zu fotografieren. Noch mehr Einschränkungen, denn hier gibt’s kein digitales SW. Und das alles hält noch so viel für mich bereit.

Danke an alle Modelle, die sich mir immer wieder zur Verfügung stellen, damit ich mich ausprobieren darf.
Danke an Lizzy, die mir zugesprochen und mich ermutigt hat.
Danke an Andreas „Schärfe gibt’s beim Inder!“ Jorns, der mir mit seinen Bilder zeigt, was Fotografie ist und der mich maßgeblich zum Schwarz-weiß beeinflusst hat.
Danke an Dich, dass Du das hier gelesen hast! Ich hoffe, die Bilder gefallen Dir!
Meine Galerie findest Du hier und hier Instagram.