Gedangänge

Sie kommen!

Freitag, 01.12.2006, 01:12, Neubrandenburg.

Ich wache schweißgebadet auf. Irgendetwas hat meine Träume zu Alpträumen gemacht, irgendetwas hat mich geweckt.
Ich schaue zur Tür. Seltsame, bunte Lichter scheinen durch den Türschlitz. Mir bricht der kalte Schweiß aus.
Da ich mir gerade „Prey“ zugelegt habe, weiß ich, was passiert. Sie kommen!
Sie werden mich und die ganze Wohnung und alle anderen im Haus holen, dann werde ich in ein halb-organisch, halb-mechanisches Raumschiff verfrachtet und Höllenqualen leiden, bis mich der Tod endlich ereilt.
Doch wenn ich eines vom „Prey“-Protagonisten Tommy gelernt habe, ist es, dass der Zufall immer auf des Helden Seite ist. Und ich bin der Held. Ich habe sie bemerkt und mich überraschen sie nicht.
Ich laufe zum Schrank und hole mir meinen Schraubenschlüssel. Tommy hatte auch einen. Dann denke ich nach… Mehr Waffen = größere Überlebenschance. Ich nehme mir Säge und Schraubenzieher auch noch mit. Man kann ja nie wissen. Mein McGuyver-Taschenmesser auch noch.
Auf Zehenspitzen schleiche ich mich zur Tür. Horche, ob ich Geräusche höre, ob es schon losgeht. Alles ruhig. Noch ist es also nicht zu spät.
Vorsichtig und mit einem kleinen Trick öffne ich die Tür lautlos und trete auf den Flur. Alles ist wie immer, nur dass es in viele bunte Lichter getaucht ist. Sie kommen von draußen. Das nächstbeste Fenster ist in der Küche, dorthin begebe ich mich, schaue nach draußen und werde geblendet. Es ist taghell.
Nach ein paar Sekunden haben sich meine Augen daran gewöhnt und ich erkenne die Herkunft der Lichter:
Es ist der 1.12. – die Freifahrtscheine für Lichterbögen, -Sterne, – Rentiere usw. sind ausgegeben. In jedem Fenster des mir gegenüberstehenden Hauses sind Sterne und sonstige Figuren, die unaufgibig in bunten Lichtern leuchten…äh.. flackern.
Und während ich gegen die aufkommenden epileptischen Anfälle ankämpfe, frage ich mich, ob die Welt wirklich so verrückt geworden ist, dass man sowas wirklich verkauft, aber vor allem KAUFT.
Was an einem in 30.000.000.000 Farben leuchtenden Weihnachtsstern ist denn bitte Weihnachtlich, geschweige denn besinnlich? Wahrscheinlich liegen die Besitzer schon sabbernd in der Ecke ihres Wohnzimmers und warten auf die Osterzeit und essen ihre Weihnachtsmänner, die sie im Juli gekauft haben.
Ich lege Schraubenzier, – Schlüssel und Säge beiseite, geh in Wohnzimmer, mache meinen Schwippbogen, der in einer Farbe, einsam auf meinem Fensterbrett leuchtet, aus; gehe zurück in mein Zimmer, lass das Rollo runter und lege mich hin. Das Taschenmesser behalte ich zur Sicherheit – man kann ja nie wissen.
Gottseidank, ist es Tags über hell…

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